Pressespiegel
Einige Medienberichte über den Protest und die Folgen. Einen umfangreicheren Pressespiegel aus der Zeit des Gipfels gibt es bei DEM Pressespiegel zum G8 Gipfel 2007 unter Badespasz.
15. März 2008
OZ: Polizei fahndet nach G8-Tätern
Polizei fahndet nach G8-Tätern
Bis heute sucht die Polizei nach Randalierern des G8-Gipfels. Die meisten werden vermutlich nie gefasst.


Rostock (OZ) Sie hackten das Pflaster der Rostocker City auf, stürmten in Gruppen steinewerfend auf die Polizisten zu. Die meisten vermummt. Neun von ihnen jedoch sind auf Videoaufnahmen der Polizei zu erkennen. Ihre Fahndungsbilder stehen auf der Homepage der Landespolizei. "Nach diesen Männern wird wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs gesucht", so Katrin Drewelow, Sprecherin der Rostocker Polizeidirektion. "Die ersten Bilder wurden Anfang Dezember eingestellt, das letzte erst vorige Woche." Die Fotos zeigen junge Gesichter. Und teils brutale Szenen. Manche der Gesuchten haben Pflastersteine in der Hand, setzen gerade zum Wurf an. Einer holt mit einem Baseballschläger aus. Bei den Auseinandersetzungen im Rahmen der Großdemonstration in Rostock vor dem Gipfeltreffen am 2. Juni gab es nach Polizeiangaben rund 1000 Verletzte. Rund 430 davon waren Polizisten. Die meisten hatten Steine abbekommen. Getroffene Beamte mussten in der Notaufnahme des Rostocker Uniklinikums gemeinsam mit verletzten Demonstranten auf ihre Behandlung warten. Einige der Polizisten trugen durch Steinwürfe schwere Kopfverletzungen davon.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zog eine erschreckende Bilanz: Bei der Demo diente der Lautsprecherwagen des sogenannten Schwarzen Blocks als Steinedepot. Redner forderten massiv zu Straftaten auf und verbreiteten den Slogan: "Bullen verhauen macht Spaß!" Während die Polizisten anfangs keine Helme aufsetzen durften, konnten die Demonstranten sich ungehindert vermummen. Dann bewarfen sie die Polizisten mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern, sogar Kanaldeckeln. Andere hatten Baseballschläger dabei und spritzten mit Säuren. "In den Gipfelgegner-Camps Rostock und Reddelich bei Bad Doberan wurde Material zur Herstellung von Molotow-Cocktails gelagert. Es gab Wurftraining mit Steinen. Einschreiten aber durften die Beamten nicht, obwohl sie davon wussten", so der GDP-Bundeschef Konrad Freiberg.

Fakt ist: Von 1474 Steinewerfern, gegen die ermittelt wurde, wurden bisher nur 50 rechtskräftig verurteilt. Meist zu Geldstrafen. Teils leben die Täter im Ausland.

Ein 21-jähriger Spanier, der einen Beamten im Rücken getroffen hatte, erhielt vor dem Amtsgericht Rostock sieben Monate auf Bewährung. Ein 35-jähriger Rostocker bekam 14 Monate wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung. Schon während des Gipfels wurden ein Pole und ein Deutscher zu Bewährungsstrafen von je sechs Monaten verurteilt. Fünf andere Angeklagte mussten wegen schweren Landfriedensbruchs und versuchter oder vollendeter gefährlicher Körperverletzung neun bzw. zehn Monate in Haft.

Gegen unzählige weitere Steinewerfer hat die Polizei nichts in der Hand, so Drewelow. "Es gibt keine Bilder, kaum Belege. Das reicht nicht für eine Fahndung." Auch zu den per Internet Gesuchten gibt es bisher keine Hinweise.

Gegen zwei Polizisten wird ebenfalls noch ermittelt. Anwaltsvereine hatten zudem die Haftbedingungen während des Gipfels gerügt. In teils nur rund 25 Quadratmeter großen Zellen seien bis zu 20 Menschen festgehalten worden. Hinweise unter Tel. 0381/ 652 224 oder über www.polizei.mvnet.de

MARCUS STÖCKLIN

Mehr Informationen: http://www.ostseezeitung.de